Geowissenschaften in der Praxis
29. Oktober 2025

Quantifizierung des Einflusses des Klimawandels auf Hochwasserabflüsse

geo7 hat untersucht, wie sich veränderte Niederschläge und Bodenfeuchtebedingungen unter dem zukünftigen Klima auf Hochwasser in kleinen Einzugsgebieten des Kantons Zürich auswirken und hat dies mit Modellen quantifiziert. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt «Klimawandel und Risikoanalyse» des AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft | Kanton Zürich) bilden die Grundlage für die Überarbeitung der kantonalen Risikokarte.

Ausgangslage – eine neue Risikokarte für den Kanton Zürich
Seit 2017 verfügt der Kanton Zürich über eine Hochwasser-Risikokarte. Die Hochwasser der letzten Jahre und das zunehmende Schadenpotenzial zeigten, dass sich das Risiko verändert hat. Daher soll die Risikokarte überarbeitet werden. Bei der geplanten Neuberechnung der Risikokarte soll künftig auch der Einfluss veränderter klimatischer Bedingungen bis Mitte und Ende des Jahrhunderts berücksichtigt werden.

Forschungsprogramm Klimawandel und Risikoanalyse
Um die hydrologischen Veränderungen durch den Klimawandel zu quantifizieren und offene Fragen zu beantworten, braucht es verlässliche Datengrundlagen und geeignete Methoden. Die nachfolgend aufgeführten Fragestellungen standen im Zentrum der Studie.

Wie verändert sich das Risiko unter zukünftigen Klimabedingungen?
Wie verändert sich das Risiko unter zukünftigen Klimabedingungen?


Zur Klärung dieser Fragen und zur Schaffung geeigneter Datengrundlagen hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kanton Zürich (AWEL ZH) 2023 das Forschungsprogramm Klimawandel und Risikoanalyse gestartet.


Vorabklärungen Klimawandel und Hydrologie
Im ersten Projektteil führten geo7 und die WSL Vorabklärungen zum Einfluss des Klimawandels auf die Hydrologie durch. Die wichtigsten Erkenntnisse für kleine Einzugsgebiete (< 20 km2) sind:

  • Eine Fortschreibung von Trends kurzzeitiger Starkniederschläge aus der Vergangenheit in die Zukunft scheint nicht zielführend.
  • Abschätzungen zukünftiger kurzzeitiger Starkniederschläge bis Mitte und Ende des Jahrhunderts können besser mit Klimamodellen und/oder numerischen Wettergeneratoren projiziert werden.
  • Die meisten, in der heutigen Praxis verwendeten Methoden zur Hochwasserabschätzung berücksichtigen die Auswirkungen des Klimawandels nicht.
    Lesen Sie dazu den Blogbeitrag Hochwasserschätzmethoden in der Praxis.
  • Faktenblätter zu hydrologischen Abschätzverfahren beschreiben deren Hintergründe und bilden die Grundlage für eine vergleichbare Anwendung.
  • Die Projektion von Veränderungen der Hochwasser bedarf prozess-basierte Modelle, welche nicht nur die Veränderung der Starkniederschläge, sondern auch die Veränderung der Vorfeuchte berücksichtigen können.

Ausführliche Informationen zum Projektteil 1 finden Sie im Technischen Bericht Projekt 1: Hydrologie des Forschungsprogramms Klimawandel und Risikoanalyse. 


Quantifizierung Einfluss des Klimawandels auf die Hydrologie
Im zweiten Projektteil stand die Quantifizierung des Einflusses des Klimawandels auf die Hydrologie im Kanton Zürich im Zentrum. geo7 konzentrierte sich auf kleine Einzugsgebiete (< 40 km2), während die WSL zusätzlich auch meso-skalige Einzugsgebiete (> 40 km2) untersuchte. In der Ingenieurpraxis existiert für beide Einzugsgebietsgrössen derzeit noch keine etablierte Methodik zur Berücksichtigung des Klimawandels bei der Hochwasserabschätzung.

Um den Einfluss veränderter Niederschläge und Bodenfeuchteverhältnisse abzubilden, nutzte geo7 das von geo7 entwickelte Niederschlag-Abflussmodell Qsim. (Weitere Informationen finden Sie im Blogbeitrag Vom Starkniederschlag zur Hochwasserganglinie) Entscheidend war bei dieser Fragestellung das Zusammenspiel von künftig intensiveren Starkniederschlägen und tendenziell trockeneren Böden.

Im Fokus standen Simulationen von seltenen Hochwasserereignissen (HQ30, HQ100, HQ300) für die klimatischen Verhältnisse Mitte (2040) und Ende des Jahrhunderts (2080).

Simulierte Hochwasserganglinien für den Altbach bei Bassersdorf für das HQ30, HQ100 und HQ300 unter heutigen Bedingungen (REF) und in Zukunft (Perioden 2040 und 2080) für die Niederschlagsdauer 2h. (Linien = Abflüsse, Flächen = Spannbreite verschiedener Vorfeuchteszenarien (z.B. Quantile Q25-Q75))
Simulierte Hochwasserganglinien für den Altbach bei Bassersdorf für das HQ30, HQ100 und HQ300 unter heutigen Bedingungen (REF) und in Zukunft (Perioden 2040 und 2080) für die Niederschlagsdauer 2h. (Linien = Abflüsse, Flächen = Spannbreite verschiedener Vorfeuchteszenarien (z.B. Quantile Q25-Q75))


Die Modellierungen mit Qsim von geo7 zeigen:

  • In den Pilotgebieten steigen die simulierten Hochwasserspitzen bis Mitte und insbesondere bis Ende des Jahrhunderts an – teils deutlich.
  • Die Zunahme der projizierten Starkniederschläge übersteuert die Wirkung der im Mittel trockeneren Böden.
  • Selbst bei überdurchschnittlich trockenen Vorfeuchtebedingungen steigen die Hochwasserspitzen bis zum Ende des Jahrhunderts an oder bleiben zumindest gleich wie heute.


Zusätzlich wurden die Ergebnisse der Qsim-Simulationen von geo7 mit Simulationen des Wasserhaushaltsmodells PREVAH der WSL verglichen. Beide Modelle zeigen eine ähnliche Tendenz zu häufigeren und intensiveren Hochwassern, obwohl sich die Resultate je nach Modellansatz und räumlicher Auflösung unterscheiden.

Die Ergebnisse zur Hydrologie werden ab 2025 durch die Egli Engineering AG bei der Umsetzung der Risikokarte Zürich angewendet.


Grundlagen für detaillierte Risikoanalysen
Die gebietsspezifischen Simulationen mit Qsim eignen sich besonders für detaillierte Analysen in kleineren Gebieten – etwa zur Überarbeitung von Gefahrenkarten oder zur Planung von Schutzmassnahmen unter Berücksichtigung von Starkniederschlags- und Vorfeuchteszenarien.

Ausführliche Informationen finden Sie im Bericht des zweiten Projektteils "Quantifizierung des Einflusses des Klimawandels auf die Hydrologie" des Forschungsprogramms Klimawandel und Risikoanalyse

Haben Sie ähnliche Fragestellungen? Dann melden Sie sich unter
Weitere Informationen zum Angebot von geo7 finden Sie unter geo7.ch/geo7-tools/

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Ansprechpersonen

Michael Rinderer

Michael Rinderer
Geograf (Dipl.), Dr. sc. nat.
Fachexperte Hydrologie und Naturgefahren
Fachgruppen-Leitung Klima und Umwelt
Tel. 031 300 44 20

Catherine Berger

Catherine Berger
Geografin (Dipl.), Dr. phil. nat.
Dipl. Betriebswirtschafterin NDS HF
Fachexpertin Naturgefahren
Geschäftsleitung
Tel. 031 300 44 23

Andy Kipfer

Andy Kipfer
Geograf (Dipl.), Dr. phil. nat.
Fachexperte Naturgefahren
Geschäftsleitung
Tel. 031 300 44 31

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