Umgang mit alternden Schutzsystemen in Wildbächen: Erfahrungen und Empfehlungen
Viele Schutzsysteme sind am Ende ihrer Lebensdauer
In den Schweizer Wildbächen wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts tausende Schutzbauten und Schutzsysteme erstellt. Viele dieser Wildbachverbauungen haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und es stellt sich die Frage wie und ob die Bauten in die Zukunft überführt werden sollen. Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt hat geo7 zusammen mit der HOLINGER AG, sowie mit Unterstützung einer engagierten Begleitgruppe und zahlreichen Interviewpartnern, Lösungen gefunden. Diese sind in der Publikation der Reihe Umwelt-Wissen des BAFU aufgeführt.
Geschichte kennen – Gegenwart verstehen – Zukunft planen
Einen Schlüssel zum erfolgreichen Umgang mit alternden Schutzsystemen sehen wir, wenn das Schutzsystem in seiner Gesamtheit (gesamtes Einzugsgebiet und Wirkungsraum inkl. der gesellschaftlichen Einflüsse) und über seine gesamte Entwicklung (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) betrachtet wird und alle relevanten Akteure einbezogen werden. Darauf basierend wurde ein Konzept erarbeitet, welches in vier Schritten die folgenden Themen beleuchtet:
- Schritt 1: Kenne die Rahmenbedingungen (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft)
- Schritt 2: Verstehe das bestehende Schutzsystem: Was ist seine Geschichte?
- Schritt 3: Erarbeite ein Schutzkonzept für ein zweckmässiges und nachhaltiges künftiges Schutzsystem
- Schritt 4: Berücksichtige die übergreifenden Aspekte wie die Projektgrundlagen, Kommunikation und den Umgang mit Naturgefahren im Allgemeinen
Die vier Schritte leiten durch eine ergebnisoffene und systematische Prüfung aller Möglichkeiten, wie das alternde Schutzsystem in die Zukunft überführt werden kann. Es geht dabei darum
- Die Geschichte zu kennen ("Woher kommst du?")
- Die Gegenwart zu verstehen ("Wer bist du?")
- Die Zukunft zu planen ("Wohin gehst du?")
Das künftige Schutzsystem wird bereits bei der Planung in seinem gesamten anstehenden Lebenszyklus betrachtet (bis zum erneuten Lebensende, Ausrufezeichen in der obigen Abbildung).
Erfahrungen und Empfehlungen
Das theoretische Vorgehen mit den Schritten 1-4 wird in der Publikation ergänzt mit Erfahrungen aus zehn Schweizer Wildbächen, bei welchen unterschiedliche Lösungen für den Umgang mit dem jeweiligen alternden Schutzsystem gefunden wurden.
Schliesslich unterstützen konkrete Ablärungsschitte und thematisch geordnete Handlungsempfehlungen die Planenden und Verantwortlichen bei der Umsetzung.
Die Publikation ist verfügbar in Deutsch und Französisch, ab Ende 2022 auch auf Italienisch. Den ausführlichen Bericht inkl. Anhang mit Faktenblättern zu den zehn untersuchten Fallbeispielen finden Sie unter
Weitere Informationen finden Sie in folgenden Beiträgen
Radiobeitrag Neue Anforderungen an den Hochwasserschutz aus der SRF-Sendung Echo der Zeit vom 05.09.2022
Artikel in der Fachzeitschrift WEL Wasser, Energie, Luft 3/2022 sowie in der FAN-Agenda 2/2022
Wir wünschen gute Lektüre und bei Fragen stehen Ihnen die unten aufgeführten Autorinnen gerne zur Verfügung.
Titelbild links: Arbeiter beim Bau einer Sperre in der Gürbeschlucht, um 1900. Quelle: Fotografie zur Verfügung gestellt von Christoph Bähler, Wattenwil aus Salvisberg (2017): Der Hochwasserschutz an der Gürbe.