Geowissenschaften in der Praxis
11. Mai 2016

Schutzbautenkataster, eine wichtige Grundlage des integralen Risikomanagements

Mit dem Frühling beginnt häufig auch die „Hochwasser-Saison“. In diesem Zusammenhang rücken auch Schutzbauten in den Fokus des Geschehens, da Schutzbauten gegen Naturgefahren ein wichtiger Bestandteil des integralen Risikomanagements sind. Die geo7 AG entwickelt auf der Basis von räumlichen Datenbanken kundenspezifische Kataster und bietet die Erfassung und Beurteilung der Bauwerke durch ausgewiesene Fachleute an.

Schutzbauten als technische Massnahme im Rahmen der Prävention
Schutzbauten stellen einen wichtigen Bestandteil des integralen Risikomanagements zum Schutz vor Naturgefahren dar und gehören zu den technischen Präventions-Massnahmen. Schutzbauten kommen dann zum Einsatz, wenn ein Ausweichen aus dem Gefahrenraum nicht möglich ist. Die Bauwerke beeinflussen den Ablauf eines gefährlichen Naturprozess entscheidend und reduzieren oder verhindern die Auswirkungen eines Gefahrenprozesses. Dabei können diese Bauten im Entstehungsgebiet (z.B. Lawinenverbauungen), im Transitgebiet (z.B. Schutzdämme entlang von Fliessgewässern) oder im Wirkungsgebiet (z.B. Geschiebesammler) von Gefahrenprozessen errichtet werden. Zahlreiche Schutzbauten wurden in den vergangenen Jahrzehnten realisiert. Präzise Angaben fehlen, doch wurden gemäss dem Bundesamt für Umwelt BAFU zum Beispiel für die baulichen Massnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen durch die Engelberger Aa rund 26 Mio. CHF investiert. Bereits beim ersten Ereignis  im Jahr 2005 verhinderten diese Investitionen Schäden im Umfang von 100 Mio. CHF.

Schutzbauten erfordern Betriebs- und Unterhaltsmassnahmen
Nach dem Bau fallen Betriebs- und Unterhaltskosten an und je nach Art der Schutzbaute wird von einer entsprechenden Lebensdauer ausgegangen (z.B. 80 Jahre bei einem Geschiebesammler aus Beton und 30 Jahre für Holzverbauungen). Einmal erbaut kann ein Schutzbauwerk also nicht über unbegrenzte Dauer seine Funktion erfüllen. Heute tritt je länger je mehr der Erhalt der vorhandenen Bausubstanz gegenüber dem Neubau in den Vordergrund. Mit regelmässigen Kontrollen wird der aktuelle Zustand der Baute mit dem gewünschten Zustand verglichen. Abhängig von diesem Soll-Ist-Vergleich sind Unterhaltsarbeiten wie das Zurückschneiden von Bewuchs im Gerinnebereich vorzunehmen oder Instandsetzungsmassnahmen wie der Ersatz eines beschädigten Bauteils stehen an. Ein zweckmässiges Schutzbautenmanagement koordiniert diese unterschiedlichen Tätigkeiten und ermöglicht einen optimalen Einsatz der Mittel. Dabei ist ein moderner Schutzbautenkataster das zentrale Steuerungsinstrument.

Schutzbautenkataster als Grundlage für das Schutzbautenmanagement
Ein moderner Schutzbautenkataster besteht aus zwei Teilen. Der Kataster im engeren Sinn bildet die realisierten Bauwerke sowie die massgeblichen Zuständigkeiten (Sicherheitsverantwortung) ab. Er enthält neben der korrekten geographischen Lage der Schutzbauwerke auch Basisangaben (zum Beispiel  Bauwerkstyp, Jahr der Realisierung, Gefahrenprozess) und er erlaubt räumliche Verknüpfungen mit Schadenpotenzialsdaten. Im weiteren werden die im Kontext Schutzbautenmanagement anfallenden Ergebnisse (zum Beispiel ausgeführte Betriebs- und Unterhaltsmassnahmen) relational (oder räumlich) und historisiert mit den entsprechenden Kataster-Objekten verknüpft.

Ein Schutzbautenkataster

  • dient somit der Bauherrschaft / der sicherheitsverantwortlichen Stelle bei Planung und Durchführung der periodischen Kontrolle, beim Betrieb und Unterhalt ihrer Anlagen,
  • liefert Angaben zur Schutzwirkung einer Massnahme und ist eine Basis bei der Berücksichtigung von technischen Massnahmen in Gefahrenbeurteilungen
  • und unterstützt die Finanzplanung zum Erhalt der Schutzbauten.

In den Programmvereinbarungen im Umweltbereich 2016 – 2019 des Bundesamtes für Umwelt BAFU ist der Aufbau des Schutzbautenkatasters für das Schutzbautenmanagement eine prioritäre Aufgabe der nächsten Jahre. Die Kantone sind aufgefordert, ihre Schutzbauten zentral zu erfassen und zu verwalten.

Entwicklung Schutzbautenkataster durch die geo7 AG
Die geo7 AG (Geschäftsfeld Geoinformationssysteme) hat im Auftrag des Amts für Wald des Kantons Bern KAWA, Abteilung Naturgefahren, den Kataster für das Schutzbautenmanagement im Bereich der Lawinen-, Hangrutsch- ,  Steinschlag- und Wildbachverbauungen entwickelt und die bestehenden Katasterdaten in das neue Modell migriert. Eine Geodatenbank bildet den Kern des Katasters. Zusätzlich könnten Webapplikationen und eine mobile Erfassungslösung die Anwender unterstützen. Neben der Entwicklung von kundenspezifischen Katastern auf der Basis von raumorientierten Datenbanken und Migration von bestehenden Daten in neue Modelle können die Fachleute aus dem Geschäftsfeld Naturgefahrenmanagement der geo7 AG diese Schutzbauten erfassen und hinsichtlich ihres Zustandes und ihrer Funktionalität beurteilen. Hierbei können wir auf unser bewährtes Erfassungs-Tool bei Feldarbeiten zurückgreifen und sichern so eine hohe Qualität und Effizienz der Abklärungen.

Wildbach mit Holzschwelle zur Stabilisierung des Gerinnes. Zentrale Fragen sind zum Beispiel: Standort, Bauweise, Funktion, Lebensdauer und Zustand des Bauwerks.
Wildbach mit Holzschwelle zur Stabilisierung des Gerinnes. Zentrale Fragen sind zum Beispiel: Standort, Bauweise, Funktion, Lebensdauer und Zustand des Bauwerks.

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Peter Gsteiger

Peter Gsteiger
Geograf (lic. phil. nat.)
Fachexperte Geoinformatik
Projektleiter
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Catherine Berger

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Geografin (Dipl.), Dr. phil. nat.
Dipl. Betriebswirtschafterin NDS HF
Fachexpertin Naturgefahren
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