Fellbach: Physikalische Modellversuche für die Massnahmenplanung
Herausforderungen bei der Planung von Schutzmassnahmen am Fellbach
Das Dorf Saas-Balen im Kanton Wallis befindet sich auf dem Schwemmkegel des Fellbachs und ist durch Murgänge bedroht. Zum Schutz der Siedlung sollen Massnahmen ergriffen werden. Das Einzugsgebiet des Fellbachs mit glazialen und periglazialen Prozessen im oberen und Wildbachprozessen im unteren Bereich ist äusserst dynamisch und komplex. Die Massnahmenplanung gestaltet sich jedoch zusätzlich herausfordernd, da eine mehr als hundert Meter hohe Wasserfallkaskade direkt oberhalb des Schwemmkegels grosse Unsicherheiten in Bezug auf das Fliessverhalten der Murgänge verursacht. Aus diesem Grund wurden die Fellbach-Kaskaden im Massstab 1:50 detailgetreu nachgebaut und umfangreiche physikalische Modellversuche durchgeführt.
Weitere Angaben zu den geomorphologischen Prozessen im Fellbach finden Sie im Blogeintrag Komplexe Wildbachprozesse
Modellversuche unterstützen das Prozessverständnis und die Massnahmenplanung
Beim breit angelegten Variantenstudium zu möglichen Schutzmassnahmen verursachte insbesondere die mehr als hundert Meter hohe Wasserfallkaskade direkt oberhalb des Schwemmkegels grosse Unsicherheiten bezüglich des Fliessverhaltens von Murgängen und den daraus resultierenden Einwirkungen auf die Bauwerke. Daher wurde entschieden, diesen Unsicherheiten mit physikalischen Modellversuchen auf den Grund zu gehen. Die physikalischen Modellversuche im Massstab 1:50 wurden an der HSR Hochschule für Technik Rapperswil im Auftrag der Gemeinde Saas-Balen und dem Kanton Wallis durchgeführt. Als Planer konnten wir von geo7 aus gemeinsam mit der VWI Ingenieure AG Naters die einmaligen Versuche begleiten und zusammen mit dem Team der HSR und den Vertretern von Kanton und Gemeinde die unterschiedlichen Massnahmenvarianten schrittweise optimieren. Neben der Untersuchung der Murgangprozesse an und für sich wurden insbesondere die beiden Massnahmenvarianten Umleitung und Ausleitung eingebaut und ausgiebig getestet.
Die Modellversuche zeigten, dass die Wasserfallkaskade deutlichen Einfluss auf das Fliessverhalten der Murgänge und deren Fliessgeschwindigkeit und Fliesstiefe am Kegelhals des Fellbachs ausübt. Dies aber im positiven Sinne, da die Bandbreite der beobachteten Fliessgeschwindigkeiten am Kegelhals deutlich geringer ausfällt als im Bereich oberhalb der Kaskade. Bei den Massnahmenvarianten wurden insbesondere die Geometrie und Anordnung der einzelnen Massnahmenelemente und die Strassenführung optimiert. In Bezug auf die Grundöffnung der Variante Ausleitung konnten die Dimensionen und Stababstände festgelegt werden und es zeigte sich, dass vertikal eingebaute Stäbe zuverlässiger verklausen als bei einer horizontalen Anordnung. Mit den Erkenntnissen aus den physikalischen Modellversuchen können im Rahmen eines Vorprojekts die unterschiedlichen Massnahmenvarianten am Fellbach weiter ausgearbeitet und einander gegenübergestellt werden.
Mehr dazu in unserem Artikel in der Fachzeitschrift Wasser Energie Luft
Die umfangreichen Versuche und Resultate sind in der Fachzeitschrift WEL Wasser Energie Luft 3/2020 publiziert und der Bericht kann auch direkt in der Rubrik "Dokumente" dieses Blogs heruntergeladen werden. Wir wünschen gute Lektüre und stehen bei Fragen gerne zur Verfügung!