Geowissenschaften in der Praxis
29. Januar 2019

Geschiebeabschätzung in Braunsbach, Baden-Württemberg / Deutschland

Die eindrücklichen Bilder vom grossen Hochwasserereignis am 29. Mai 2016 im Nordosten Baden-Württembergs kursierten weitherum, die Verwüstung war vielerorts verheerend. Insbesondere der Ort Braunsbach wurde durch die enormen Geschiebe-, Schwemmholz- und Wassermengen aus dem Orlacher Bach und Schlossbach verwüstet. Zur Unterstützung beim Umgang mit Geschiebe wurde geo7 vom Regierungspräsidium Stuttgart beigezogen. Dies gab uns die äusserst spannende Gelegenheit, das Hochwasserereignis vom 29. Mai 2016 in einer Prozessanalyse zu untersuchen, Massnahmenkonzepte zu entwickeln und praxistaugliche Modellansätze zur Abschätzung der Geschiebelieferung einzubringen.

Am 29. Mai 2016 führten wolkenbruchartige Starkniederschläge zu Oberflächenabfluss auf dem Hochplateau und Hochwasser in den tief eingeschnittenen Wildbach-Klingen. Am Ausgang der Klinge treten die Bäche auf ihren Schwemmkegel, durchfliessen oft Siedlungen und münden in die Vorfluter. Insbesondere das Dorf Braunsbach (Gemeinde Braunsbach, Landkreis Schwäbisch-Hall, Baden-Württemberg) wurde durch die grossen Geschiebe-, Schwemmholz- und Wassermengen aus dem Orlacher Bach und Schlossbach verwüstet. Auch weitere Wildbäche in den umliegenden Gemeinden führten Hochwasser und verursachten beträchtliche Schäden sowohl durch Geschiebeablagerung als auch durch Erosion und Überschwemmung.

Geschiebe-, Schwemmholz- und Wassermengen aus dem Orlacherbach führen im Ort Braunsbach zu enormen Schäden. Quelle: Gemeinde Braunsbach
Geschiebe-, Schwemmholz- und Wassermengen aus dem Orlacher Bach führen im Ort Braunsbach zu enormen Schäden. Quelle: Gemeinde Braunsbach

 

Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) beauftragte die geo7 AG aus der Schweiz, beim Orlacher Bach in der Gemeinde Braunsbach eine Prozessanalyse zum Ereignis vom 29. Mai 2016 durchzuführen und basierend auf der Gefahrenanalyse ein Hochwasserschutzkonzept zu erstellen. Weitere Bäche in der Gemeinde Braunsbach und in umliegenden Gemeinden wurden ebenfalls hinsichtlich der Geschiebeproblematik untersucht und Massnahmenkonzepte entwickelt. Die Abschätzung der Geschiebefrachten erfolgte nach der in der Schweiz etablierten Methode SEDEX.

In Baden-Württemberg sind bisher keine systematischen Betrachtungen zur Geschiebeproblematik in wildbachartigen Gewässern verfügbar. Um diese Lücke zu schliessen, wurde ein GIS-Modell zur Abschätzung der effektiven Geschiebelieferung auf das Gebiet um Braunsbach adaptiert. Mit diesen Modellierungen auf Hinweisstufe stehen Grundlagen für eine Einstufung der Gerinne bezüglich der Geschiebeproblematik bereit. Ein Verschnitt der Moedellierungsresultate mit den Nutzungen erlaubt eine erste Risikoeinschätzung für die Ortslagen und somit eine Priorisierung für Detailabklärungen.

verschnitt effektive Geschiebelieferung mit Schadenpotenzial, mögliche Auswertung und Darstellung zur Priorisierung und Einschätzung des Risikosituation hinsichtlich der Geschiebeproblematik. Quelle: Wasserwirtschaft 11/2018
Verschnitt effektive Geschiebelieferung mit Schadenpotenzial, mögliche Auswertung und Darstellung zur Priorisierung und Einschätzung des Risikosituation hinsichtlich der Geschiebeproblematik. Quelle: Wasserwirtschaft 11/2018

 

Die Arbeiten zum Umgang mit Geschiebe am Beispiel Braunsbach wurden in der Zeitschrift WasserWirtschaft publiziert und können rechts unter Dokumente heruntergeladen werden. Bei der Lektüre wünschen wir viel Spass und stehen bei Fragen und Anregungen gerne zur Verfügung!

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