Geowissenschaften in der Praxis
14. Dezember 2015

Hitzesommer lässt den Permafrost schmelzen

Der Sommer 2015 war nach dem Sommer 2003 der zweitwärmste seit Messbeginn. Dies hatte u.a. Auswirkungen auf den Permafrost. Das verstärkte Auftauen des Permafrosts führte auch zu einer Zunahme der Stein- und Blockschläge und von Felsstürzen.

Die Schweiz erlebte gemäss MeteoSchweiz den zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn. Die Temperatur lag 2.5 Grad über dem Mittelwert der Periode 1981-2010. Das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung hat die Auswirkungen der hohen Temperaturen auf die Steinschlag- und Felssturzaktivität untersucht. Die Auswertungen zeigen ab Ende Juli eine starke Zunahme der Aktivität, wobei alle Felsstürze ein Volumen < 100‘000 m3 aufwiesen. Die Stürze ereigneten sich in allen Expositionen, mit Ausnahme der Südhänge. Dies, zusammen mit der Höhenlage der Ereignisse, ist ein deutliches Indiz, dass die Permafrostdegradation eine bedeutende Rolle spielte.

Viele dieser Sturzprozesse sind in ihren Auswirkungen auf wenig besiedelte Gebiete in hohen Lagen beschränkt. Teilweise können sie aber auch bis in den Siedlungsraum vordringen. Eine grössere Reichweite haben Murgänge, die ebenfalls als Folge des auftauenden Permafrosts vermehrt anbrechen und grössere Volumen bzw. Reichweiten erreichen können.

In der Gefahrenhinweiskarte Periglazial (GHKperiGlazial), die geo7 im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zusammen mit der Firma Geotest für das Berner Oberland erstellt hat, wird aufgezeigt, wo in Zukunft solche Prozesse zu erwarten sind. Basierend auf Klimaszenarien werden die Auswirkungen von Permafrostdegradation und Gletscherrückzug auf die Sturz-, Rutsch- und Murgangprozesse in der Karte dargestellt.

Ausschnitt GHKperiGlazial, Sturzprozesse
Ausschnitt GHKperiGlazial, Sturzprozesse