Geowissenschaften in der Praxis
14. Juli 2016

geo7 als Umsetzungspartner im EU-Projekt ANYWHERE / Horizon 2020

geo7 ist Partner des Projekts ANYWHERE im Rahmen des EU Forschungs- und Innvoationsprogramms Horizon 2020. Für verbesserte Warnung und Einsatzkoordination bei extremen Klima- und Wetterereignissen soll eine europäische, prozessübergreifende Informationsplattform entwickelt werden. Für den Pilot-Standort Schweiz setzen wir die Forschungsergebnisse in die Praxis um und werden eine operationelle Plattform mit Aussagen zur Bereitschaft von Einzugsgebieten mit Permafrost für Murgangereignisse sowie in Bezug auf die Warnung vor Hochwasser betreiben.

ANYWHERE – 31 Partner beteiligen sich am Projekt

Das Projekt ANYWHERE (EnhANcing emergencY management and response to extreme WeatHER and climate Events) wurde im Januar von der Europäischen Kommission zur Finanzierung im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogrammes Horizon 2020 ausgewählt und startete Anfang Juni in Sitges in der Nähe von Barcelona. Das Grossprojekt ANYWHERE (Gesamtbudget über 12 Mio. Euro) wird von der Universitat Politècnica de Catalunya / Barcelona koordiniert und insgesamt sind 31 Partner direkt beteiligt. Wichtig ist, dass der Schwerpunkt des Projekts in der Umsetzung von Resultaten früherer EU-Projekte (z.B. EFAS / European Flood Awareness System) in den operationellen Bereich liegt. Daher sind neben renommierten Forschungsstellen (z.B. Helmholtz Centre for Environmental Research, European Centre for Medium-range Weather Forecasting oder Finnish Meteorological Institute) sowohl die Endnutzer wie regionale Zivilschutzorganisationen als auch Umsetzungspartner aus der Industrie (z.B. AIRBUS Defence & Space) und Privatwirtschaft (z.B. D’Appolonia) vertreten.

Eine gemeinsame Plattform für verbesserte Warnung und Einsatzkoordination

Im Rahmen von ANYWHERE sollen Werkzeuge entwickelt werden, welche Entscheidungsträger wie Zivilschutzbehörden durch optimierte Vorhersagemodelle in der Einsatzkoordination bei extremen Wetter- und Klimaereignissen unterstützen und den Umgang mit den Auswirkungen dieser Extremereignisse verbessern. Das Gesamtprojekt ist in neun Arbeitspakete gegliedert (vgl. nachfolgende Abbildung). Im Rahmen dieser Arbeitspakete werden Vorhersage- und Impakt-Modelle für unterschiedliche wetter- und klimabedingte, extreme Naturereignisse wie Hochwasser oder Waldbrand weiterentwickelt und auf einer gemeinsamen Plattform zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe dieser Grundlagen werden für vier Pilot-Standorte operationelle Unterstützungs-Dienste für Notfallorganisationen entwickelt und während einem Jahr getestet. Pilot-Standorte sind Ligurien (Italien – Frankreich), Katalonien (Spanien), Skandinavien (Finnland – Norwegen) sowie die Schweiz für den alpinen Bereich. Berücksichtigt werden Gefahren wie Hochwasser, Sturm, Starkniederschläge in Form von Schnee und Regen, Rutschungen, Waldbrände, Dürre und Hitzewellen. In weiteren Arbeitspaketen werden Unterstützungsdienste für die Bevölkerung entwickelt (z.B. in Bezug auf die Hochwassergefahr auf Campingplätzen) sowie die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für eine Vermarktung dieser Dienste abgeklärt.

Workpackages im Rahmen von ANYWHERE, geo7 ist vor allem am WP6 / Pilots beteiligt.

Der Pilot-Standort Schweiz / Berner Oberland

Für den Pilot-Standort Schweiz sind das Amt für Wald des Kantons Bern / Abteilung Naturgefahren (KAWA), die Universität Genf / Gruppe für Klimawandel und Klimaimpakt-Forschung, Meteodat und geo7 verantwortlich. Aufgrund der Bedürfnisse des KAWA werden in den nächsten eineinhalb Jahren Werkzeuge zur aktuellen und künftigen Bereitschaft von Einzugsgebieten mit Permafrost-Vorkommen für Murgangereignisse (Dispositions-Warnung) sowie zur besseren Hochwasserwarnung entwickelt. Die Dispositions-Warnung für Murgänge soll für unterschiedliche Standorttypen (u.a. Exposition, Höhenlage, Permafrostvorkommen im Lockermaterial oder Fels) und unter Berücksichtigung der Temperatur- und Niederschlagsentwicklung erfolgen. Für die Hochwasserwarnung soll die kurzfristige Warnung in einem Einzugsgebiet in den Voralpen getestet werden. Auf regionaler Ebene sind mittelfristige Vorhersagen geplant.

Nach der Entwicklung werden diese Dienste während eines Jahres operationell betrieben und aufgrund der Erfahrungen weiter optimiert. Die Anforderungen an die neuen Werkzeuge werden primär durch das KAWA formuliert, aber auch weitere Beteiligte wie Standortgemeinden, kantonale Fachstellen und nationale Organe wie der Lenkungsausschuss Intervention Naturgefahren (LAINAT) werden miteinbezogen. Von den Resultaten sollen aber auch Partner in weiteren Ländern mit entsprechenden Gefährdungen profitieren können.

Die Agenda für die nächsten drei Jahre

Nach dem Projektstart in Sitges nahe Barcelona Anfang Juni werden während der dreijährigen Projektdauer von 2016 bis 2019 jedes Jahr ein Projekt-Treffen sowie ein Workshop organisiert. Bereits im September findet der erste Workshop in Genua statt und neben den 31 Projektpartnern werden zusätzlich ca. 100 Workshop-Partner eingeladen, um weitere Inputs für das Projekt zu liefern. Zusätzlich nahm geo7 mit weiteren Partnern von ANYWHERE am 4th meeting of the Community of Users on Safe, Secure and Resilient Societies in Brüssel teil, wobei der Schwerpunkt im Austausch mit dem parallel laufenden EU-Projekt I-REACT lag. Die enge Zusammenarbeit von Forschung, Entscheidungsträgern und Umsetzern ermöglicht die anwenderspezifische Entwicklung von neuen, innovativen Werkzeugen. Wir freuen uns darauf, im Rahmen von ANYWHERE einen Beitrag zur Umsetzung von Forschungsmethoden und Forschungsergebnissen in die Praxis zu leisten und können vom umfangreichen Partner-Netzwerk profitieren.

 

 

 

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Ansprechpersonen

Catherine Berger

Catherine Berger
Geografin (Dipl.), Dr. phil. nat.
Dipl. Betriebswirtschafterin NDS HF
Fachexpertin Naturgefahren
Geschäftsleitung
Tel. 031 300 44 23

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